Wie ich letztes Mal versprochen habe, gibt es nun einen Bericht über die ersten Orte, die wir in Australien besuchten. In Cairns, unserem Startpunkt der Reise, entschieden wir uns dafür einen „kleinen“ Umweg zu nehmen und statt direkt die Ostküste runter, erst mal hoch in den Norden zu fahren. Und das ganze nicht ohne Grund: Hier trifft nämlich gigantischer Regenwald auf wunderschönes Meer, dem Great Barrier Reef. Bevor wir in das Gebiet Cape Tribulation fuhren, machten wir für eine Nacht Halt in Port Douglas. Ein charmanter und überschaubarer Hafenort mit einem schönen Sonnenuntergang, doch für uns mehr ein netter Zwischenstopp als ein längerer Aufenthalt. Also entschieden wir uns weiter Richtung Cape Tribulation, unserem Hauptziel, zu fahren. Das Gebiet kann nur durch Überquerung des Flusses, den Daintree River, erreicht werden. Eine Art Fähre oder besser gesagt Brücke, die gesteuert wird. Diese ist zwar kostenpflichtig, aber ich sag‘s euch: Jeder Cent lohnt sich.
Cape Tribulation
Wie ich vorhin schon erwähnt habe, liegt die Besonderheit hier darin, dass Regenwald und Ozean unmittelbar aufeinander treffen. Dies findet man auch nur in dieser Region Australiens. Zudem ist das Gebiet ebenfalls sehr für seine Tiere berühmt: Krokodile und Cassawaris. Wirklich listige Vögel, denen wir Menschen lieber nicht zu nahe kommen sollten. Nicht umsonst stehen überall Warnschilder.
Der Campingplatz gehört definitiv zu einen der außergewöhnlichsten den wir bisher hatten. Direkt im Regenwald, nur einige Meter entfernt von einem endlosen und vor allem menschenleeren Strand. Und den vielen Kokosnüssen, die wir mit vollster Anstrengung versuchten von den Palmen runter zu kriegen (Nach vielen erfolglosen Versuchen fanden wir wenigstens welche direkt im Sand). Das Knacken war allerdings auch nicht ganz ohne, ehrlich gesagt: Sogar der totale Akt. Um an die gereifte Kokosnuss ran zu kommen, so wie wir sie im Supermarkt kaufen, muss man nämlich erst mal die Außenschale abmachen. Aber auch diese Herausforderung absolvierten wir. Nun hatten wir unsere ersten zwei Kokosnüsse. Und welch ein Glück: Die erste platzte sogar bei einer Autofahrt auf, sodass wir leicht an das leckere, weiße und cremige Kokosfleisch rankamen. Super als Snack und für unsere Frühstückbowls. Ich weiß nicht ob ich es mir einbilde, weil wir sie selbst „erobert“ haben, aber es waren die leckersten Kokosnüsse, die wir bisher hatten.
Um den Regenwald zu erkunden muss man zwangsläufig keine Tour buchen. Ja, es gibt geführte Nachtwanderungen oder Reittouren entlang des Regenwalds, die sicherlich schön sind, aber das war nichts für uns. Ihr kennt uns ja: Lieber auf eigene Faust los. Denn die schönsten Dinge im Leben kosten kein Geld. Es gibt unterschiedliche Wege, die man entlang laufen kann, sogenannte Boardwalks, die gekennzeichnet und somit sicher sind. Regenwald, Mangroven, eine Vielfalt an Tiere. Wer gerne baden gehen möchte, kann dies in einem Naturpool machen. Denn in diesem Gebiet ist das Baden im Meer leider aufgrund der Krokodil Gefahr verboten. Abgesehen von der Gefährlichkeit der Tiere freuten wir uns natürlich trotzdem darauf Krokodile zu sehen. Ganz aufgeregt fragten wir an der Rezeption, wo wir denn eine Tour machen könnten, um Krokodile zu sehen. Die Dame schmunzelte, gab uns einige Flyer und sagte, die können wir auch direkt einige Meter weiter entfernt vom Campingplatz am Meer, in freier Bahn, beobachten. Huch, habe ich das richtig gehört? Nähe des Campingplatzes? Eins kann ich euch sagen: Bei jedem Spaziergang am Strand schauten wir 100 mal nach rechts und links, wir waren jederzeit bereit zu sprinten. Schmunzel. Da wir wirklich nicht das Futter eines Krokodils werden wollten, entschieden wir uns dafür eine Tour, Nähe Flussüberquerung, zu buchen. Der Preis lag ungefähr bei 30 Dollar pro Person, ein kleiner Mittagssnack und Getränk inklusive. Das Boot schipperte los und wir waren in dem Augenblick wohl aufgeregter als die Kinder vor uns. Und da war es auch schon: Das erste Krokodil. Ein gigantisches und gefährliches Tier zugleich. Wir sahen einige mehr, eins davon war gefühlt einige Meter lang und scheinbar ziemlich hungrig. Der Kapitän selbst steuerte uns ganz an den Rand des Flusses, um nicht den Überblick des Krokodils zu verlieren. Sie tauchen nämlich gerne minutenlang ab um dann ihre Beute, in diesem Fall uns, zu überraschen. Aber wie ihr merkt, wir sind wieder sicher an Land gekommen.
Jetzt möchte ich euch noch einen kleinen persönlichen Einblick geben. Neben uns campte ein älteres australisches Paar, sie sogar noch Wurzeln von den Aborigines, welches uns einen Abend mit einer selbstgefangenen und -zubereiteten Delikatesse überraschte: Hai. Und ja ihr habt richtig gehört, selbstgefangen. Nicht umsonst nennt seine Frau ihren Mann „Crocodile Dundee“ und ja, er sah nicht nur so aus, er war es. Es war wirklich aufregend seine Geschichten zu hören. Jetzt wollt ihr sicherlich noch wissen wie der Hai war? Lecker. Das Fleisch ist weiß, wie bei einer Seebrasse und wirklich sehr zart. Anfangs habe ich mich innerlich gesträubt, aber wie heißt es so schön im Leben: Man muss alles mal probiert haben. Wir verbrachten den restlichen Abend mit Ihnen am Lagerfeuer und tauschten uns über Australien, Deutschland und die unterschiedlichen Kulturen aus. Aber auch die anderen Abende waren nicht gerade langweilig. An einen von ihnen saßen wir tiefenentspannt draußen, tranken unser Bier und lauschten dem Meer zu. Plötzlich hörten wir es im Wald raschelt (Ihr erinnert euch, wir waren mittendrin) und unsere Blicke gingen einige Meter weiter. Anfangs dachten wir es käme ein Mensch vom Strand Richtung Platz, doch falsch gedacht, es hatte vier Beine und war ziemlich groß. Wir sprangen von unseren Campingstühlen auf und rannten mit voller Geschwindigkeit in den Camper. Dort waren wir, gefangen im Camper, das Bier noch halbvoll. Wir schauten aus jedem Fenster, leuchteten mit der Taschenlampe Richtung Wald, doch nichts. Wo war es hin und vor allem was war es? Gut, wir geben zu, wahrscheinlich war es nur ein Wildschwein oder einer der Hunde vom Platz, die einem Schwein sehr ähnlich kamen, aber in dem Moment haben wir mit dem schlimmsten gerechnet. Und wir wollen doch nicht gleich in den ersten Tagen gefressen werden. Ich sage es euch: Wir haben im Nachhinein Tränen gelacht. Ein wirklich toller und lustiger Einstieg und ingesamt eine entspannte Zeit. Im Nachhinein können wir auch sagen, dass dieses Gebiet vor allem für Naturliebhaber sehr zu empfehlen ist. Denn eins findet man hier garantiert: Ruhe und Frieden.
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